Unplugged Wedding – Handys und Smartphones zu Hause lassen
Einleitung
In dieser Blog-Ausgabe geht es um die sogenannte „Unplugged Wedding“. Handys und Smartphones werden bewusst zu Hause gelassen. Es geht also im wesentlichen darum, schöne Bilder von Euch zu erstellen, mich nicht mit Smartphones im eigentlichen Foto herumschlagen zu müssen und für alle Hochzeitsgäste Eure schönsten Momente hautnah miterleben zu können.
Wisst Ihr noch – damals?
Ja, ja… auch ich verfalle immer wieder (und erstaunlicherweise auch häufiger) dem Satz: “Früher war alles besser.” Naja, nicht ganz. Aber vor dem immensen Handy- und Smartphone-Konsum war dann doch noch vieles besser. Kannst Du Dich daran noch erinnern? Garantiert warst Du zum damaligen Zeitpunkt auch schon auf einer Hochzeit. Du hast in freudige Gesichter geblickt und die Tränen der anderen Gäste kullern sehen. Als einzige Person war der Hochzeitsfotograf mit seiner Spiegel-Reflexkamera unterwegs und hat die schönsten Momente des Brautpaars eingefangen. Handys und Smartphones? Fehlanzeige!
Heute sieht man nur noch in, vom Smartphone, aufgehellte Gesichter, die auf das Display starren. So als ob man die Momente hinter einen “Spiegel” erlebt – oder eben nicht Live, dafür Live ausgestrahlt über den Fernseher. Jeder hält sein Handy vor das Gesicht – teilweise werden die Smartphones sogar beim Hochzeitsgang der Braut zum Bräutigam in der Kirche schön in die Mitte des Weges gehalten. Und ich als Hochzeitsfotograf bekomme nicht einen schönen Fotomoment von Euch beiden erwischt, bei dem nicht irgend einer Eurer Gäste meint, sie oder er müsste genau diesen kostbaren Moment festhalten – und damit leider auch für Dich bzw. Euch ruinieren. Noch bevor die eigentliche Trauung stattgefunden hat, sind schon die ersten Fotos mit “lustigen” Hashtags auf Instagram und Facebook geteilt.
Unschön, unromantisch, unvorteilhaft – diese drei negativen Adjektive fallen mir dazu leider nur ein. Doch muss das sein? Nein, sage ich Dir, denn es geht auch anders. Wie wäre es deshalb mit einer Unplugged Wedding und ihre vielen Vorteile?
Unplugged Wedding oder ”Legt Eure Smartphones und Handys bei Seite und genießt die Hochzeit Eurer Liebsten”
Heutzutage hat jeder von uns ein Smartphone bzw. Handy, ein Tablet oder eine kompakte Kamera. Als zunehmend visuelle Gesellschaft verbringen wir einen großen Teil unserer Lebenszeit in sozialen Kanälen. Wir wollen mit „Freunden“ unsere Momente teilen, und darstellen – möglichst viele Likes generieren ist die Devise. Kurzum: Wir überleben mittlerweile nur noch durch die Fotos in sozialen Kanälen, die wir aufnehmen. Das ist der Lauf der Zeit und wird sich mit der Entwicklung der Technologie fortsetzen. Eben die neuesten Trends – Leider!
Es ist daher ein elementarer Punkt, der auch bei der Hochzeit berücksichtigt werden, und mit dem irgendwie umgegangen werden muss. Aber wie? Wir möchten den Hochzeitstag doch nicht nur durch einen Bildschirm erleben oder nur über das Display des Handys oder Smartphones sehen – oder? Diese „Trennung“ vom realen Geschehen nimmt doch sicher etwas von den tatsächlichen Momenten weg, an denen man eigentlich teilnehmen sollte – eben die digitale Ablenkung. Die Emotion wird nicht wirklich so tief empfunden, wenn sich Eure Hochzeitsgesellschaft nicht vollständig mit Eurer Hochzeit und Euren Momenten verbindet. Ich weiß das, denn ich lebe mein Leben durch eine Linse! Es ist ein Berufsrisiko, da ich die Welt ganz anders sehe, seit ich Hochzeitsfotograf bin. Ich habe aber auch gelernt, dass ich die Kamera ablegen und öfter präsent sein muss. Ich habe akzeptiert, dass ich von Zeit zu Zeit ein Foto im privaten Umfeld verpasst habe, weil ich wirklich mit meiner Familie und meinen Freunden „da“ bin. Es gibt Zeiten, die sich wirklich lohnen, das Smartphone in der Hosentasche zu lassen. Der Hochzeitstag eines geliebten Menschen ist eine dieser Zeiten.
Vielleicht als Gegenreaktion zum ständigen Fotografieren und Aufzeichnen des Alltags über ein Smartphone gibt es jetzt einen Trend, bei dem Paare ihre Freunde und Familie bitten, ihre Telefone auf Hochzeiten auszuschalten und den Tag zu genießen. Dieser Trend heißt Unplugged Wedding.
Ich habe diesen Trend schon bei vielen Hochzeiten erlebt, aber es ist nicht nur ein Trend. Für viele Bräute und Bräutigame, die den Tag ohne die Ablenkung durch ein Fotohandy genießen wollen, ist es zu einer Lebenseinstellung geworden. Die Handyfreie Hochzeit war hier nur der Anfang und es gibt viele und verschiedene Gründe, weshalb das Smartphone bzw. das Handy auch besser das ein oder andere Mal dann doch in der Hosentasche behalten werden sollte.
Was steckt hinter dem Konzept der “Unplugged Wedding”?
Bei einer Unplugged Wedding werden alle Gäste gebeten, ihre Kameras, Smartphones bzw. Handys und Tablets wegzulegen und den Tag zu genießen. Der Hochzeitsfotograf ist allein dafür verantwortlich, den Tag mit der Kamera so reibungslos und perfekt wie möglich festzuhalten, ohne möglicherweise Schlüsselmomente durch störende Geräte zu verpassen.
Als Hochzeitsfotograf werde ich etwas voreingenommen sein, wenn ich für keine Telefone und insbesondere keine iPads argumentiere (glaubt mir, iPads sind nicht dafür ausgelegt, großartige Fotos zu machen!). Ein Grund ist, dass es für mich viel schwieriger ist, meinen Job zu machen, um die Fotos, die ich machen möchte, festzuhalten und Eure Hochzeitsgeschichte auf die bestmögliche Weise zu erzählen. Bei einer Hochzeit dreht sich alles um das Paar und seine Gäste, die Emotionen und die Geschichte, die erzählt werden kann. Es geht um die festgehaltenen Momente. Der Blick zwischen der Braut und ihren Freundinnen beim Gang durch den Altar, der stolze Blick der Mutter des Bräutigams, die ihrem Sohn bei der Heirat der Liebe seines Lebens zusieht. All das sind Momente, die ein Smartphone oder Handy nicht für immer einfrieren kann. Emotionalere Fotos gelingen nur mit einer professionellen Kamera und – was noch viel mehr zählt – mit einer Person hinter der Kamera, die ihr Fach des Fotografierens versteht.
Jetzt stellt Euch diese Momente vor, wenn Ihr im Nachgang nur iPad-Bildschirme oder Hochzeitsgäste sehen könnt, die stumpf auf ihr Smartphone schauen und die Hochzeit gar nicht wirklich mitfühlen?
Nicht ganz dasselbe, oder? Wenn ich vor einer ganzen Hochzeit voller Leute stehe, die versuchen, die Zeremonie auf ihren Smartphones festzuhalten, bekomme ich Herzschmerzen und ich weiß, dass diese wundervollen und besonderen Verbindungen, die man zwischen den Menschen sieht, einfach nicht zustande kommen. Es ist einfach nicht möglich, sich zu „verbinden“ und präsent zu sein, wenn die Hochzeitsgäste die Welt durch einen Bildschirm bzw. durch ein Display sehen. Ungeteilte Aufmerksamkeit für den entscheidenden Hochzeitskuss, das Sehen der begeisterten Gesichter, der Hochzeitstanz, all die schönen Momente – und jeder Augenblick für sich – das sind doch die wichtigen Momente. Deshalb ist es eine tolle Abwechslung Deine bzw. Eure handyfreie Hochzeit – frei von elektronischen Geräten – zu genießen – eben Augenblick für Augenblick.
Ein weiterer Grund, warum eine Unplugged Wedding eine gute Sache sein kann, ist, ruinierte Fotos zu vermeiden. Begeisterte Hobbyfotografen können den Schlüsselaufnahmen leicht in die Quere kommen, ohne es zu merken. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand in den Gang springt, wenn die Braut und ihr Vater eintreten. Das kann es so viel schwieriger machen, diese wirklich besonderen Momente und einmaligen Ereignisse festzuhalten. Es ist besonders bei kirchlichen Hochzeiten verbreitet, wenn der Pfarrer oder Priester den Fotografen manchmal auf einen Bereich der Kirche beschränkt, um Bilder aufzunehmen. Ich weiß, dass damit keine Bosheit gemeint ist, die Leute sind nur aufgeregt, ein Foto zu machen, aber dadurch können sie eines der professionellen Bilder zugunsten eines schlecht beleuchteten und verschwommenen Fotos ruinieren, das auf einem Handy aufgenommen wurde.
Wollt Ihr wirklich, dass die ersten Fotos, die Ihr von Eurem besonderen Tag seht, ziemlich durchschnittliche Fotos sind, die von der Rückseite einer dunklen Kirche aufgenommen wurden?
An dieser Stelle möchte ich klarstellen, dass ich wirklich nicht dagegen bin, dass Gäste den schönen Tag zu Zeiten fotografieren, in denen es nicht störend ist – auch nicht, wenn Ihr explizit eine Unplugged Wedding vorgeschrieben habt. Es zaubert mir ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn Dein Opa total begeistert ist, beim Apéro ein Foto von Euch beiden und von den weiteren liebsten Menschen mit seiner Hobby-Kamera zu machen. Manche Gäste lieben es wirklich zu fotografieren und das ist großartig (ich komme oft mit dem begeisterten Fotografengast ins Gespräch und freue mich über Fotografie zu plaudern) und solange diese Gäste wissen, dass Dein Fotograf versucht, seinen Job zu machen, kann jeder eine schöne Zeit haben.
Wenn Ihr die Option allerdings in Betracht zieht, eine komplette Unplugged Wedding zu gestalten, dann hat das auch klare Vorteile. Für viele Menschen ist das die perfekte Option. Deine Liebsten können den ganzen Tag über ihre Kameras benutzen und ihre eigenen Erinnerungen festhalten, aber für die Zeremonie (die, sind wir mal ganz ehrlich zu uns selbst, der wichtigste Teil des Tages ist) kannst Du sie dazu bringen, das Smartphone wegzulegen und sie darum bitten, ein echter Teil davon zu sein. Ihr könnt Eure Hochzeitsgäste auch bitten, keine Fotos in sozialen Medien zu posten. Die Paare, die ich bis dato auf der eigenen Hochzeit begleiten durfte, wollten keine verschwommenen Bilder des Tages auf Facebook sehen. Sie wollen lieber selbst Ihre professionellen Fotos des Tages, die durch mich entstanden sind, in den sozialen Medien teilen und sich feiern lassen. Und das ist auch gut so!
Wie läuft eine Hochzeit ohne Smartphones und Handys ab?
Wenn Ihr die Idee einer Unplugged Wedding ohne Smartphones und Handys liebt, ist hier ein Vorschlag für beispielsweise eine Kreidetafel vor der Kirche oder dem Eingang der freien Trauung, den Ihr verwenden könntet:
„Willkommen liebe Familie, Freunde und Verwandte! Bitte nehmt platz. Wir als Brautpaar laden Euch dazu ein, diesen besonderen Moment vollständig zu genießen und mitzuerleben. Bitte schalten deshalb Eure Smartphones, Tablets oder Kompaktkameras aus und verstaut sie in Eure Taschen. Unser Hochzeitsfotograf wird unsere schönsten Momente für uns alle festhalten, während wir die Zeremonie in vollen Zügen genießen können.“
Wie Ihr seht könnt Ihr relativ einfach Eure Familie, Freunde und Gäste darum bitten, Die Smartphones, Tablets, Kameras und andere digitale Ablenkungen während der Zeremonie auszuschalten. Erklärt Euren Liebsten, wie schön es ist, anwesend zu sein und die besonderen Momente während der Zeremonie wirklich zu erleben. Das kann und sollte auch schon während der Einladung zur Hochzeit passieren. So ist sichergestellt, dass bei Eurem großen Tag auch hier alles klar und deutlich geregelt wurde – für die schönsten, natürlichsten und emotional intimsten Momente Eures Tages.
Handys aus – traut Euch!
So, jetzt bist Du bzw. Ihr bestens vorbereitet für eine Unplugged Wedding. Ihr als Brautpaar habt alles Recht dieser Welt, schöne Bilder von authentischen Situationen und Momenten zu erhalten – und Nachteile gibt es keine. Deshalb scheut Euch auch nicht davor für Euren großen Tag ein Handy- und Smartphone-Verbot auszusprechen. Schränkt bewusst die Handynutzung ein und erfreut Euch im Nachgang an Eure Hochzeit an qualitativ hochwertigen, intimen und authentischen Bildern.